Die Wichtigkeit einer frühen Diagnose

 

Unser Spiel zeigt: Die drei großen D`s der Alterserkrankungen, die Vergesslichkeit und Desorientierung bewirken können sind: Delir, Depression und Demenz.  Delir, Depressionen und sogar ein kleiner Teil der dementiellen Erkrankungen sind heilbar, wenn sie früh behandelt werden. Unbehandelt können sie unter Umständen lebensbedrohlich werden. Holen sie sich ärztliche Hilfe!

 

Plötzliche auftrende Verwirrtheit und Halluzinationen mit und ohne Fieber sind unbedingt sofort abzuklären. Rufen Sie den Hausarzt oder die 116117 an und schildern Sie die Symptome möglichst genau! Bei anderen Anzeichen ist eine zügige Abklärung beim Hausarzt/ der Hausärztin ausreichend. Psychische Erkrankungen sind bei älteren Menschen oft mit Scham verbunden. Hier kann es hilfreich sein, vorher mit der Ärztin oder dem Arzt zu sprechen und als Grund für den Arztbesuch die Abklärung körperlicher Symptome anzugeben.

 

Erfahren Sie hier mehr zu den einzelnen Erkrankungen. Dabei geben wir Ihnen nur einen Überblick. Genauere Informationen finden Sie bei den Fachgesellschaften und Expert*innen, die wir verlinken. Zurück zum Spiel kommen Sie über den Button unter diesem Text!

Das erste D: Delir

Das Delir ist die noch unbekannteste Erkrankung unter den Dreien. Es ist weit verbreitet, oft verhinderbar und kann unerkannt lebensgefährlich werden. Den meisten Menschen ist das Alkohol-Delir und das vorübergehende Delir nach Narkosen bekannt. Doch die Ursachen eines Delirs sind vielfältig und sein Auftreten häufiger als gedacht, besonders im Alter.

 

Ein Delir kann mit  erhöhten Erregungszuständen oder verminderter Aktivität verbunden sein, oder in einer Mischform auftreten. Besonders das Delir mit verminderter Aktivität wird im höheren Alter nicht erkannt. Typisch ist eine Veränderung des Tag-Nacht-Rhythmus und eine unterschied-liche Ausprägung der Anzeichen über den Tag . Visuelle Halluzinationen, z.B. Spinnen auf der Bettdecke, sind nicht selten, ebenso wie Wahnvorstellunge, zum Beispiel der Vergiftungswahn.

Ursachen und Auslöser für ein Delir können u. A. sein:

  • Infekte und Nachwirkungen von Stürzen
  • Wechsel- und Nebenwirkungen von Medikamenten
  • Flüssigkeitsmangeln, Mangelernährung und Vitaminmangel
  • Schildrüsen- und andere Stoffwechselfehlfunktionen
  • Stressreaktionen nach Operationen oder Umzügen bei einer vorliegenden Demenz

Das Delir in Zahlen

bei wenigen  medizi-nischen Themen gehen die Zahlen so weit auseinander, wie beim Thema Delir im Alter. Hier einige niedrige Annahmen:

  • Es wird davon ausgegangen, dass mindestens 20% der Menschen über 65 Jahre bereits mit einem Delir in das Krankenhaus eingeliefert werden und weitere 30% während des Aufenthalts ein Delir entwickeln.
  • Ein Delir verstärkt das Risiko für Komplikationen und für  verlängerte Krankenhausaufenthalte und erhöht die Sterblichkeitsrate wie auch das Risiko, an einer Demenz zu erkranken, deutlich.
  • Studien zu Delir in Pflegeheimen gehen davon aus, dass mind. 33 % der Bewohner*innen von einem Delir betroffen sind. Das hat nicht mit schlechter Pflege zu tun, sondern mit dem hohen Alter der Bewohner*innen und der engen Verbindung zwischen Delir und Demenz.
  • Ca. 20 % aller Delire werden durch Medikamente verursacht. Dieses Risiko kann verringert werden, wenn Sie für sich oder ihre Angehörigen das kostenfreie einer Medikationsberatung in der Apotheke wahrnehmen. Erfahrungen Sie hier mehr.

Das Delir bei Demenz

Delirprävention

Wenn Sie zu Hause pflegen gilt es  während Hitzewellen besonders aufmerksam zu beobachten, ob Sie Veränderungen bemerken. Hitze kann nicht nur durch Flüssigkeitsmangeln ein Delir hervorrufen, sondern auch durch eine veränderte Reaktion des Körpers auf Medikamente. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt- ihrer Ärztin ihrer Apothekerin oder vom Personal das Pflegedienstes beraten. Mehr Informationen auch hier.

 

Delir im Krankenhaus verhindern:

Bei geplanten Krankenhausaufent-halten können Sie als Angehörige viel dazu beitragen, ein Delir zu verhindern! Dies ist besonders für Patient*innen mit Demenz wichtig. Wählen Sie nach Möglichkeit ein Krankenhaus, das sich auf beson-dere Weise auf ältere Patient*innen mit und ohne Demenz eingestellt hat. Zum Beispiel durch Rooming-In Angebote oder durch eine Person, die nur für das Delir- und Demenz-management zuständig ist. Lesen Sie mehr in unserem Blog. (In Kürze).

 


Demenz und Delir stehen in einer engen Wechselwirkung. Eine bestehende dementielle Erkrankung erhöht das Risiko, an einem Delir zu erkranken mindestens um das Dreifache. Ein Delir erhöht die Wahrscheinlichkeit, an einer Demenz zu erkranken um das Achtfache.

 

Das Zusammenkommen von Demenz und Delir- das sogenanntes "Demenzüberlagerndes Delir" („delirium superimposed on dementia“, DSD) ist weitverbreitet, wird aber häufig nicht erkannt. Es wird davon ausgegangen, dass bis zu zwei Drittel der Patient*innen mit Demenz im Krankenhaus an einem DSD leiden.

 

Pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz sind oft hoch belastet und erschöpft. Es liegt nahe, die Zeit, die die Betroffenen im Krankenhaus verbringen, als Auszeit von der Pflege zu nehmen. Allerdings brauchen ihre Angehörigen Sie in dieser Zeit ganz besonders, um ein Delir zu verhindern. Besser ist es, hinterher eine  REHA zu bean-tragen.

 

Delirabklärung per Fragekatalog

In Holland wurde eine Methode entwickelt, in der mit wenigen Minuten am Telefon geklärt werden kann, ob ein Delir vorliegt. Die Genauigkeit liegt bei über 70%. Dies sind die Fragen:

 

Lag vor einer Verschlechterung des Zustandes bereits eine Überweisung für eine dringende Abklärung vor? bei Ja- unbedingt sofort handeln!

  1. Hat sich seit Beginn der Symptome das Schlafverhalten des Patienten geändert? oder
  2. Verhält sich der Patient manchmal so wie vor Beginn der Symptome? Bein "Nein" hohe Wahrscheinlichkeit, dass kein Delir vorliegt. Bei Ja- die weiteren Fragen beantworten.
  3. Sieht oder hört der Patient Dinge, die nicht vorhanden sind?
  4. Ist der Patient misstrauisch?
  5. Hat der Patient bereits früher ein Delir erlitten?
  6. Wurde der Patient erst kürzlich aus dem Krankenhaus entlassen?

Wird eine oder mehrere dieser Fragen mit Ja beantwortet, ist eine Notaufnahme zur Delirabklärung erforderlich. Da in Deutschland dieser Telefonservice zur Delirabklärung nicht besteht, wenden Sie sich im Zweifelsfall an die Nummer 116117!

 

 

Das zweite D: Depressionen im Alter

Im Alter sind Menschen häufiger mit belastende Ereignissen und Verlusten konfrontiert . Dazu gehören Alterserkrankungen und eine abnehmende Mobilität sowie andere Verluste durch den Tod wichtiger Bezugspersonen oder des Partners . Dies kann bei einer entsprechenden Veranlagung zu einer depressiven Erkrankung führen. Wichtig ist hier zu wissen: Alter an sich ist kein Grund, depressive Symptome zu zeigen.

 

Depressionen äußern sich bei älteren Menschen oft über eine verstärkte  Schmerzwahr-nehmung, wie Rücken-, Bauch- oder Gelenkschmerzen. Begleitet wird dies meist von Antriebs- Lust- und Freudlosigkeit, Verstimmung und Schlafproblemen. Auch Vergesslichkeit, Konzentrations- und Auffassungsstörungen sind häufige Begleiterscheindungen einer Depression.

 

All diese Symptome werden oft dem Alter zugeschrieben. Deshalb werden insbesonders leichte Depressionen häufig nicht erkannt. Eine Faustregel, ohne den Anspruch einer universellen Gültigkeit, ist: Wenn ältere Menschen über Vergesslichkeit klagen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie von einer Depression betroffen sind.  Menschen mit einer beginnenenden Demenz tendieren dagegen eher dazu, ihre Vergesslichkeit zu überspielen.

 

Begleiten Sie Ihren An- oder Zugehörigen beim nächsten Besuch beim Hausarzt und sprechen Sie gemeinsam über die Möglichkeit einer vorliegenden Depression, wenn Sie den Verdacht haben, dass dies zutreffen könnte. Psychische Erkrankungen sind bei vielen älteren Menschen mit Scham verbunden. Zudem ist die Angst vor der eventuellen Diagnose einer dementiellen Erkrankung groß. Dies kann dazu führen, dass eine heilbare Erkrankung, wie eine Depression unbehandelt bleibt.

 

Auch leichte Depressionen sind mit einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität verbunden. Mittlere und schwere Depressionen im Alter führen bei Männern zu einer überdurchschnittlich hohen Anzahl von Suiziden.

 

Hier kommen Sie zu einem Online-Test : Könnte eine Depression vorliegen?

Hier erfahren Sie mehr über depressive Erkrankungen im Alter und zur Abgrenzung Depression- Demenz!

Hier kommen Sie zu unseren bezirklichen und Berliner Hilfeadressen bei Depressionen im Alter. (in Kürze).

Das dritte D: Dementielle Erkrankungen

In den vergangenen Jahrzehnten wuchs das Wissen in der Bevölkerung zum Thema Demenz erheblich. Bisher gibt es aber noch keine Heilung, auch wenn neue Entwicklungen eines Medikaments vorsichtig optimistische Hoffnungen wecken, dass der Krankheitsverlauf der Alzheimer-Demenz in Zukunft erheblich verlangsamt werden könnte. Voraussetzung dafür ist aber eine frühe Diagnose und ein früher Start der Therapie.

 

Angesichts der erwarteten, dramatisch steigenden Zahlen von dementiell erkrankten Menschen muss der Prävention von Demenz  zunehmend ein höherer Stellenwert zukommen. Dies gilt auch für die Inklusion der Betroffenen und ihrer Angehörigen. Mehr dazu hier in Kürze.

 

Aufgrund der sehr guten bestehenden Informationsseiten zu dementiellen Erkrankungen, beispielsweise durch die Deutsche Alzheimer-Gesellschaft, wird das Thema Demenz hier nur sehr kurz behandelt. Die Verlinkungen finden Sie am Ende dieses Beitrags.


Häufige Demenzformen

Die Alzheimer Demenz ist die häufigste und bekannteste Form von Demenz. Sie schreitet meist eher langsam, aber stetig voran.

 

Die vaskuläre Demenz entsteht oft durch Durchblutungsstör-ungen im Gehirn, zum Beispiel durch kleine, oft unbemerkte Schlaganfälle (TIAS)  und schrei-tet meist sprung-hafter voran, als die Alzhei-mer-Demenz.

 

Sie kann aber auch gemeinsam mit der Alzheimer Demenz als Mischform auftreten. Die fronto-temporale Demenz ist seltener, aber für Betroffene und ihre Angehörigen sehr herausford-ernd, da sie oft im frühen Alter beginnt, einen schnellen Verlauf hat, und mehr als andere Demenzformen mit Veränd-erungen der Persönlichkeit einhergeht.

 

Insgesamt gibt es wohl ca. 80 verschiedene Formen von Demenzen. Darunter sind noch relativ häufig die Demenz bei Morbus Parkinson und die Lewy-Body Demenz.

Sekundäre Demenz-en, Psyeudodemenz, Altersdemenz ...

Sekundäre Demenzen sind potientell heilbar. Wie bei Frau Ott kann eine sekundäre Demenz durch einen extremen Vitamin B-Mangel ausgelöst werden, aber auch durch unerkannte Schild-drüsen -und andere Stoffwechsel -erkrankungen oder durch Hirn-traumata (Verletzungen des Ge-hirns durch Stürze und andere Unfälle). Eine schnelle Diagnose und Behandlung verhindert bleibende Hirnschädigungen und Schlimmeres.

 

Als Pseudodemenz werden Symptome wie Vergesslichkeit, Gedächtnislücken und Konzen-trationsschwierigkeiten bezeich-net, die begleitend zu einer Depression im Alter vorüber-gehend auftreten können. Sie haben im Gegensatz zur sekun-dären Demenz keine organischen Ursachen und  werden meist von den Betroffenen stärker wahr-genommen, als von ihrer Umwelt.

 

Altersdemenz wird als Sammel-ausdruck für alle Formen von dementiellen Erkrankungen im Alter oder aber als Bezeichnung für die Vaskuläre Demenz in Abgrenzung zur Alzheimer Demenz verwendet. Der Begriff ist kein medizinischer Ausdruck und aufgrund seiner Unklarheit nicht hilfreich.

Begleiterkrankun-gen und Prävention

Es bestehen sehr enge Wechselwirkungen zwischen den drei besprochenen Erkrankungen.

 

Depressive Episoden im Alter können ein Vorbote einer dementiellen Erkrankung sein. Sie könne aber auch ausgelöst werden durch die Diagnose einer Demenz.

 

Zu der engen Verbindung von Delir und Demenz wurde bereits berichtet. Es können auch alle drei Erkrankungen gleichzeitig vorliegen.

 

Um einer Demenz vorzubeugen, ist es wichtig, bestehende Depressionen zu behandeln und Delire zu verhindern oder zu behandeln.

 


Finden Sie hier weitere Informationen und Hilfe

Wegweiser Demenz

Alzheimer Gesellschaft Berlin e.V.

Das Alzheimer Wiki

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